Lisa Fischer

Lisa Fischer
 

Mit Frauen bauen
Das nützliche Beziehungsmuster eines antimodernen Ehemanns
Metroverlag 2018

S.233-242, in Markus Kristan/ Silvia Mattl-Wurm/ Gerhard Murauer
Adolf Loos, Schriften, Briefe, Dokumente aus der Wienbibliothek im Rathaus


Neue Erkenntnisse durch neue Quellen über Adolf Loos und seine drei Ehefrauen Lina Loos, Elsie Altmann-Loos und Claire Beck. Adolf Loos gilt mit seinen Bauten als Architekturerneuerer und mit seinen Texten als Lebensreformer. Seine antimodernen Haltungen aber spiegeln sich in den Frauenbeziehungen wider. Überzeugt von der Wichtigkeit seiner Mission wusste er in bewährter patriarchaler Weise seine Partnerinnen zu nutzen und ihre Arbeitskraft für sich zu instrumentalisieren. Der wesentliche Beitrag seiner drei Ehefrauen zu Leben und Werk wird umso verständlicher, wenn man ihn im Kontext eines dem weiblichen Rollenklischee verhafteten und dem männlichen Schaffensprinzip untergeordneten weiblichen Unterstützungsnetzwerkes betrachtet. Solange sich seine Ehefrauen diesem unterwarfen, glückte die Beziehung; gingen die Frauen zu ihrer Selbstbestimmung über, scheiterte sie. Loos baute nicht nur auf sie, er baute auch mit Hilfe von ihnen.

Lina Obertimpfler, Elsie Altmann und Claire Beck dienten ihm als Ideenlieferantin, Dolmetscherin, Krankenschwester, Assistentin, Finanzquelle, Sekretärin oder Buchhalterin und wurden posthum seine Nachlassverwalterinnen. Als "Co-Produzentinnen" trugen sie, jede auf ihre Art, Wesentliches zu seinem Schaffen und Nachleben bei. Bislang wurde in der Loos-Forschung kaum Augenmerk auf diese Wechselbeziehung gelegt. Ebenso wenig wurde die wichtige Funktion von Auftraggeberinnen und Vermittlerinnen wie der Repräsentantinnen der Wiener Frauenbewegung, Rosa Mayreder oder Marie Lang, der Mäzenin und Förderin Eugenie Schwarzwald oder der Geliebten und Promoterin Grethe Hentschel aufbereitet. Auch die Haushälterin Mitzi Schnabel, seine jahrelange Vertraute und helfende Hand, bleibt in diesem Zusammenhang in ihrer wichtigen Rolle, die sie für den Architekten spielte, unberücksichtigt.

Durch das nun vorliegende Quellenmaterial der Wienbibliothek im Rathaus entstehen neue Impulse für die Forschung, gleichzeitig werden Defizite sichtbar.

Links:

Weiter zum nächsten Buch --->